Zweimal waren Impfteams bisher im Mütterzentrum in der Gartenstraße. Ehrenamtliche Helfer des MüZe waren ebenfalls da, um bei Bedarf zu übersetzen.
Quelle/Foto: Fürther Nachrichten, Fotograf: Hans-Joachim Winckler
Mit der Impfaktion im MGH Mütterzentrum Fürth sollen Menschen versorgt werden, die das Impfzentrum sonst kaum erreicht.
FÜRTH – Wo Menschen in beengten Wohnverhältnissen leben, verbreitet sich das Coronavirus leichter. Das Fürther Mütterzentrum (Mehrgenerationenhaus), die Tafel und das Impfzentrum reagieren darauf nun mit einem niedrigschwelligen Angebot. Gesucht wurden damals, vor ein paar Jahren, “Kümmerer” für die Fürther Stadtteile: Engagierte Institutionen, die die Nöte und Bedürfnisse des Quartiers im Blick haben. Auch das Mütterzentrum (MüZe) bewarb sich, seit 2018 ist es das Stadtteilnetzwerk für die Innenstadt.
Kümmern tut man sich hier seit Langem. Um Familien, um alle Generationen, um die Menschen aus dem Viertel, von denen viele einen Migrationshintergrund haben. Das interkulturelle Team ist eine feste Anlaufstelle, wenn Rat oder Übersetzungshilfe nötig ist. Daraus entstand der Gedanke, ein niedrigschwelliges Impfangebot zu organisieren. In der Beratung fiel dem Team in den vergangenen Monaten auf, dass viele der Familien sich nur mit Unterstützung beim Impfportal BayIMCO anmelden konnten, erzählt Kerstin Wenzl, die Leiterin des Mütterzentrums. Oft fehlen Deutsch-Kenntnisse, um alle Fachbegriffe und behördlichen Formulierungen verstehen zu können. Gülcan Üstünalp, die seit Jahren im Mütterzentrum arbeitet, und ihre Kollegen wissen zudem, dass es neben Sprachbarrieren oft auch Skepsis oder Ängste gibt.
Impfungen aber könnten gerade in dem Viertel viel bewirken: Immer noch wohnen in der Innenstadt viele Familien in beengten Wohnverhältnissen, verdienen Geld in prekären Arbeitsverhältnissen – das Coronavirus kann sich da leichter verbreiten. Manchmal leben zwei Familien in einer Wohnung, das sind schon mal sechs oder sieben Kinder auf engem Raum. “Wir wollen nicht, dass die Kinder, die jetzt schon im Lockdown so lange zu Hause waren, im Herbst diejenigen sind, die wegen Corona-Fällen daheim bleiben müssen”, sagt Wenzl. Sie ist überzeugt: Von der Impfaktion profitiert das ganze Viertel. “Wir tun das fürs Quartier.”
Unterstützung aus dem Rathaus
Aus dem Rathaus sei sofort Unterstützung gekommen. Weniger Corona-Fälle bedeuten weniger Kindergartengruppen und Schulklassen, die in Quarantäne müssen. Und: Auch Senioren aus dem Viertel und Fürth-Pass-Inhaber waren willkommen, als am Dienstag- und am Donnerstagnachmittag Teams aus dem Impfzentrum im Hausaufgabenraum des Mütterzentrums Spritzen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson verabreichten. Ergänzend dazu wurde vormittags an einem zweiten Ort geimpft: im Hof der Pfisterschule. Zielgruppe dort waren die Kunden der Tafel. Die Stadt will mit dem Sonderkontingent von Johnson & Johnson, das sie vom Freistaat bekam, vor allem Bedürftige versorgen.
Die Frage war: Würden die Angebote angenommen werden? Gülcan Üstünalp und ihre Helferinnen, die Türkisch, Arabisch, Russisch, Griechisch sprechen, haben im Vorfeld viele Familien persönlich angesprochen, versucht, Ängste zu nehmen.
Gemischte Eindrücke
Man müsse verschiedene Wege gehen, um alle zu erreichen, findet Dr. Michael Hubmann, ärztlicher Leiter des Impfzentrums. Er und die AGNF, die das Zentrum betreibt, sind daher froh, wenn sie etwa mit Kulturvereinen kooperieren können, um Barrieren zu überwinden. Bei den ersten beiden Terminen für die Tafel war das Interesse laut AGNF “verhalten, aber zunehmend”, im MüZe freute man sich über eine gute Resonanz. Insgesamt wurden noch weniger als 100 Dosen verimpft. Am darauffolgenden Samstag stand eine weitere Aktion an. Wenzl rechnete da mit einem noch stärkeren Zulauf.