Im Interview mit dem Straubinger Tagblatt erklärt die Landesnetzwerk-Vorsitzende Kerstin Wenzl, was an den Mehrgenerationenhäusern so besonders ist und wirbt für eine verlässliche und angemessene Finanzierung.
Frau Wenzl, welche Vorteile hat es, wenn man Mitglied im Landesnetzwerk ist?
Wenzl: Das Landesnetzwerk vertritt die Häuser gegenüber der Politik, dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, dem Familienministerium und anderen Organisationen. Mitglieder erhalten kollegiale Beratung, haben Mitbestimmung und bekommen zudem den regelmäßigen Newsletter mit wichtigen Infos, etwa über Aktivitäten in den Häusern.
Warum sind Mehrgenerationenhäuser so wichtig?
Wenzl: Sie arbeiten und denken nicht in „Schubladen“, also nur Jugendarbeit, Seniorenarbeit oder Kinderbetreuung, sondern es ist generationenübergreifend. Mehrgenerationenhäuser sind eine Anlaufstelle für Jung und Alt. Alle Generationen kommen zusammen, können sich unterstützen und Hilfe anfordern. Sie bieten außerdem Raum für gemeinsame Aktivitäten, die den Zusammenhalt fördern. Durch die Begegnung verschiedener Generationen wird das gegenseitige Verständnis und die Solidarität gestärkt. Jüngere und ältere Menschen lernen die Herausforderungen und Perspektiven der jeweils anderen Altersgruppen kennen. Mehrgenerationenhäuser sind Orte, wo man zusammenkommt, die Einsamkeit wird bekämpft.
Wie wichtig ist es, dass die Mittel jetzt doch nicht gekürzt wurden?
Wenzl: Die Mittelkürzung hat alle Häuser wie „vom Donner gerührt“ getroffen. Die Häuser haben alle Krisen der letzten Jahre – Syrien-Krieg, Corona, Ukraine-Krieg – mit gestemmt, waren immer da und haben unterstützt. Hier haben unzählige Ehrenamtliche aus den Mehrgenerationenhäusern geholfen, Angebote geschaffen, Projekte entwickelt – und dies alles ohne einen einzigen Cent mehr Geld. Und dann kommt eine solche Kürzung. Dies ist null Wertschätzung gegenüber dem ehrenamtlichen Engagement. Es war moralisch für uns alle schlimm. Zudem sind die Kosten wie Energie, Personal und Mieten angestiegen. Viele Häuser müssen trotz der zurückgenommen Kürzung Angebote streichen oder Stunden von Mitarbeitern reduzieren.
Und was muss sich aus Ihrer Sicht für die Häuser verbessern?
Wenzl: In erster Linie die Finanzierung. Inflation, steigende Personalkosten, Mieten: All dies tragen die Mehrgenerationenhäuser bisher ohne Erhöhung der Zuschüsse. Das Land Bayern müsste wie andere Bundesländer, etwa Baden-Württemberg, die Häuser mit einem Regelzuschuss fördern. Der Vorstand des Landesnetzwerkes ist derzeit in vielen Gesprächen mit Abgeordneten des Landtages. Dazu kommt die große Bürokratie. Abfragen, Anträge, Monitoring ist alles wichtig, aber einfach viel zu aufwendig. Die Koordinatorinnen und Koordinatoren wünschen sich Zeit für ihre Nutzer, um Bedarf gut abfedern zu können.